Fahrbericht
Archaisch und mächtig im Wind steht die gerade Front des Landy, ein Arbeitstier, das auf moderne Formensprache pfeift. Auch am Heck zeigt er keinerlei Ambitionen, sich in die Reihe modischer Schönlinge einzureihen. Das nötigste ist da: Rückleuchten in antiquierter Form und zwei Riegel, die die Heckklappe halten. Das war’s dann auch schon mit den optischen Höhepunkten.
Ende gut – alles gut
Noch bevor der Grund legend überarbeitete Defender Anfang 2007 auf den Markt kommt, lässt Land Rover den Defender nochmals in einigen Sondermodellen hochleben. Wir fuhren das Modell Cabriolet Two mit dem 2,5-Liter-Fünfzylinder-Turbodiesel und 122 PS. Der Motor ist kein Leisetreter und akustisch immer präsent, aber er überzeugt mit Durchzugskraft und mit einem für den cw-Wert des Defenders moderatem Verbrauch. Wir maßen 11,3 Liter auf 100 Kilometer. Das Fünfganggetriebe ist kein Sportgetriebe, lässt sich aber doch ganz passabel bedienen. Geländereduktion und Mittelsperre sind für einen Offroader ja Pflicht.
Fitness erwünscht
Hat man das hochbeinige Gerät erklommen (gefühlte Höhe: ein Meter), muss der Zündschlüssel rein – das Zündschloss ist übrigens links angebracht. Dann: Spiegel einstellen. Nur: Wo sind Knopf oder Hebelchen dafür? Fehlanzeige. Nach alter Vätersitte Fenster runter und den Spiegel von Hand eingestellt, auf den Beifahrersitz rutschen und das gleiche noch mal – außer man hat die „Option Beifahrer“ gewählt. Na gut, wenigstens die Fenster gehen elektrisch. Ist es kalt und fährt man den Defender wie ich zum ersten Mal nach langen Jahren wieder, dann empfiehlt es sich, der Bedienung der Heizung größere Aufmerksamkeit zu schenken. Dazu gibt’s im Auto mehrere Hebel und Drehknöpfe – nach kurzem Studium des Handbuchs gelingt es auch, alles zur Zufriedenheit zu regeln. Sogar eine Klimaanlage hat der Defender nun – nicht mehr nur die Klappen im Armaturenbrett, das wahrlich auch wie ein Brett aussieht. Steil und gerade steht es vor dem Fahrer, beherbergt einen Tacho, die Tankanzeige, Kühlwassertemperaturanzeige und die analoge Uhr. Auch ein „Mäusekino“ leuchtet nach dem Einschalten der Zündung auf und gibt Auskunft, dass ABS und eine Traktionskontrolle vorhanden sind. Ist alles okay, bleibt es danach weitgehend ruhig.
Stoffmützchen
Das neue Verdeck ist zwar einfacher in der Bedienung geworden, aber kein bisschen leiser. Ab Tempo 80 kann man das Radio getrost abschalten, die Windgeräusche und das Schlagen der Persenning übertönen selbst den härtesten Hardrock. Dafür rockt das Fahrwerk umso mehr. Zwei Starrachsen – wenn auch nicht mehr über Blattfedern, sondern nun mit Schraubenfedern – zur Raison gerufen, sorgen für sehr gute Geländegängigkeit, aber nicht unbedingt für ein ruhiges Dahingleiten auf schlechten Straßen. Der Defender liegt zwar gut, eine Bodenfreiheit von knapp 30 Zentimetern lädt aber nicht unbedingt zum Kurvenräubern ein. Als Fahrweise wird eher eine von LKW-Fahrern praktizierte Art am Lenkrad empfohlen. Auch die Pedalerie des Landy erinnert mehr an die Lastesel als an eine Limousine. Mit einer Anhängelast von 3,5 Tonnen gehört der Defender zu den Zugmaschinen im oberen Bereich der Skala.
Up and Away
In seinem wahren Element ist der Defender erst, wenn er die Straße verlässt. Es gibt jetzt zwar ein neues Verdeck, an der seit Jahrzehnten bewährten und unverwüstlichen Allradtechnik hat Landrover aber nichts verändert – wozu auch? Die Bodenfreiheit des Defender ist auch ohne Luftfederung jederzeit mehr als ausreichend. Schlamm, Eis und Schnee, ja sogar Geröll waren ohnehin noch nie ein Problem für ihn, Steigungen, Hangab- oder Schrägfahrten meistert er wie eh und je völlig komplikationslos. Er ist und bleibt ein Geländegänger von echtem Schrot und Korn.
Der Defender Cabrio Two ist ab ca. 35.000 Euro zu haben.
Text und Fotos: Automagazin24.de
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